Bedeutung und Zukunft des Kirchenbaus, Belgische Bischofskonferenz vom 27.06.2019

 

Kathedrale von Mechelen, Quelle: https://de.belgiazwiedzanie.com/mechelen1.html

 

Link:

 

https://www.kerknet.be/bisschoppenconferentie/artikel/de-bisschoppen-over-betekenis-en-toekomst-van-het-kerkgebouw

 

Der o.g. Beschluss wurde mit Google übersetzt und geringfügig redaktionell bearbeitet. Douwe Vaags danke für den Hinweis.

 

Katholische belgische Bischofskonferenz, Beschluss vom 27 juni 2019

 

Die Bischöfe über die Bedeutung und Zukunft des Kirchenbaus

 

In einer kürzlich veröffentlichten Erklärung skizzieren die Bischöfe unseres Landes die Richtlinien für eine Politik zur (Wieder-) Bestimmung der Pfarrkirchen.

Das Kirchengebäude – Sinn und Zukunft

 

Über Jahrhunderte lebten wir hier in Westeuropa in einer ziemlich homogenen christlichen Kultur. In allen Städten und Dörfern und sogar in allen Stadtteilen wurden Kirchen benötigt. In der Zwischenzeit haben sich die Zeiten sehr verändert. Die Infrastruktur, die wir aus der Vergangenheit geerbt haben, entspricht nicht mehr der tatsächlichen Situation der Kirche in unserer Gesellschaft. Es gibt Kirchen, die heute noch gut besiedelt und besucht sind. Aber nicht alle. Viele Kirchen werden weniger intensiv genutzt als zuvor. Daher stellt sich zunehmend die Frage, wie wir damit umgehen, welche Politik verfolgt werden muss und wie wir die Zukunft unserer Kirchengebäude am besten sichern.

 

In der Zwischenzeit müssen bereits konkrete Entscheidungen getroffen werden. Einige Kirchen bekommen eine Nebenbestimmung. Andere werden vom Gottesdienst zurückgezogen und erhalten einen neuen Zweck. Es gibt Fälle, in denen die Entscheidung ziemlich offensichtlich ist. Aber oft ist diese auch heikel. Die Regierung fordert uns nicht auf, Kirchen zu schließen. Sie verlangt von der Kirche eine Vision oder einen Plan, in dem diese klarstellt, welche Kirchen sie für den Gottesdienst behalten möchte, welche Nebenzwecke sie haben kann und welche sie vom Gottesdienst zurückziehen möchte. Diese Pläne und Entscheidungen werden in Absprache mit allen Beteiligten getroffen, insbesondere auch mit den örtlichen Gemeinden. Das macht eine gemeinsame und kohärente Politik für die gesamte flämische Kirche nicht einfacher.

 

Fragen zur Zukunft der Kirchen sollten jedoch nur auf lokaler Ebene gesehen und entschieden werden. Eine gemeinsame Politik ist dabei sehr wichtig. Denn der Umgang mit unseren Kirchengebäuden hat damit zu tun, wie wir als Kirche in der Gesellschaft präsent sind. Die Probleme der Kirchengebäude können nicht auf das reduziert werden, was wir pastoral brauchen. Die Frage ist dann immer noch, was unter Seelsorge zu verstehen ist und wie die Seelsorge ausgeübt wird. Die Bedeutung und Zukunft unserer Kirchengebäude hat mit Fragen zu tun, die über die rein pastorale Notwendigkeit hinausgehen. Hier spielen viele Faktoren eine Rolle. Und natürlich muss man die lokale Situation und die Möglichkeiten berücksichtigen. Aber es ist nicht gut, es von Fall zu Fall zu betrachten, ohne dass es eine gemeinsame Vision und noch weniger eine umfassendere Vision und Politik auf längere Distanz gibt. Deshalb wollen wir diesen Beitrag auf die Mehrdeutigkeit des Kirchengebäudes stützen.

 

Das Kirchengebäude und seine vielfältige Bedeutung

 

Kirchen dienen in erster Linie dem Gottesdienst und der Verkündigung des Evangeliums. Die Religionsgemeinschaft versammelt sich zur Feier der Liturgie: zur Eucharistie und zu anderen Gebetsfesten. Dort werden auch die Taufe und die Konfirmation verwaltet. Ehen werden geschlossen und Trauergottesdienste abgehalten. Katechese und Glaubensunterricht werden erteilt. Alles, was dem Glauben und dem Aufbau der Religionsgemeinschaft dient, kann dort stattfinden.

 

Das Kirchengebäude ist aber nicht nur für gemeinsame Feste und Aktivitäten gedacht. Sie sind auch Orte, an denen man allein sein kann, Orte für persönliches Gebet, Orte der Stille. Wenn sie nur für die Feierlichkeiten da wären, könnten sie außerhalb dieser Zeiten geschlossen bleiben. Aber dann geht eine wesentliche Bedeutung des Gebäudes verloren. Kirchen sind offene Häuser mit offenen Türen. Du gehst rein und raus und niemand fragt dich, was du tust. Niemand fragt nach Ihrer Mitgliedskarte. Sie sind freie Plätze für jeden Bürger, ob religiös oder nicht. Sie sind öffentliche Orte, einzigartig in ihrem Angebot.

 

Darüber hinaus gehören viele unserer Kirchen zu unserem kulturellen und historischen Erbe. Einige enthalten sogar echte Kunstschätze. Das ist natürlich nicht bei allen Kirchen der Fall. Die Kirche verbindet uns jedoch normalerweise mit den vorherigen Generationen, mit unserer Geschichte und unserer Vergangenheit. Auch hier kann man sehen, dass die Bedeutung des Gebäudes so viel größer ist als das, was hier und jetzt für den Gottesdienst unbedingt erforderlich ist. Das ist auch der Grund, warum Menschen ihrer Kirche sehr verbunden sein können. Während des Brandes in der Notre-Dame von Paris haben wir erneut gespürt, wie groß die symbolische Bedeutung dieser Kathedrale ist, nicht nur für die Religionsgemeinschaft und die Stadt Paris, sondern auch für das gesamte Land, sogar weltweit. Auch wenn verschiedene Kirchen einen Museumswert haben, macht dies sie nicht zu Museen. Auch dann behält das Kirchengebäude seine unersetzliche und ursprüngliche Bedeutung. Jeder hat das Gefühl: Das Betreten einer Kirche ist nicht gleichbedeutend mit dem Besuch eines Museums.

 

Kein rein funktionaler Ansatz

 

Das Vorstehende zeigt bereits, wie die Bedeutung eines Kirchengebäudes nicht rein funktional gesehen werden kann. Mit funktional meinen wir: was wir brauchen pastoral üben. Durch die Wende wird es noch kürzer, wenn wir das, was wir pastoral brauchen, auf die Sonntagsversammlung der christlichen Glaubensgemeinschaft reduzieren. Nicht nur, weil es im Kirchenbau auch viele andere Formen der Anbetung und des Kirchenbaus gibt. Vor allem aber, weil das Kirchengebäude nicht nur für den inneren Kreis der Religionsgemeinschaft gedacht ist. Unsere Kirchengebäude sind offene Häuser, die für jedermann zugänglich sind.

 

Eine Kirche ist also kein Gebäude wie ein anderes. Das erklärt, warum die Schließung von Kirchen immer von vielen Emotionen begleitet wird. Und das nicht nur bei gewöhnlichen Kirchgängern.

Das Kirchengebäude selbst verweist auf eine Dimension, die wir in unserer säkularen Gesellschaft zu ignorieren drohen. Wenn ein Kirchengebäude verschwindet oder vom Gottesdienst zurückgezogen wird, verschwindet auch dieser Hinweis.

 

Daher die Bedeutung des öffentlichen Charakters des Kirchengebäudes. Gläubige können sich natürlich auch an privaten Orten zum Gottesdienst treffen. Dies war zu Beginn der Kirche der Fall, und heute werden sogar Christen wegen ihres Glaubens verfolgt. Das ist bei uns aber nicht der Fall. Der öffentliche Charakter von Kirchengebäuden ist ein Zeichen dafür, dass die Kirche inmitten der Gesellschaft präsent sein möchte. Es ist keine separate Gruppe oder ein Verein von Gleichgesinnten, die sich irgendwo im Land versammeln. Deshalb leben die Menschen in der Kirche. Es ist für jeden sichtbar und zugänglich. Und genau deshalb spricht das Gebäude selbst: Ohne Worte sagt es, dass ein Mensch nicht nur von Brot lebt.

 

Gerade in seiner Nichtfunktionalität ist das Gebäude so auffällig und heute so wichtig und notwendig.

 

Realismus und Vorsicht

 

Wenn Entscheidungen über den Erhalt, die Weiterverwendung oder die Wiederverwendung von Kirchen getroffen werden müssen, ist zu beachten, dass die Frage, welche Seelsorge noch erforderlich ist (!), Nicht das einzige Kriterium sein kann. Hier ist große Vorsicht geboten. Insbesondere bei der Wiederverwendung verliert das Gebäude nicht nur seinen pastoralen Zweck, sondern auch seine öffentliche und symbolische Bedeutung.

 

Dies ist jedoch kein Plädoyer dafür, alles zu behalten. Das wäre unter den gegebenen Umständen unverantwortlich.

Neben den Kirchenräten mit ihren finanziellen und materiellen Möglichkeiten leisten die Zivilbehörden – und damit letztendlich die Gesellschaft – einen wichtigen Beitrag zur Instandhaltung und Restaurierung dieser Gebäude. Unsere Haltung muss ziviler Verantwortung und Loyalität entsprechen. Darüber hinaus erfordert die veränderte Situation der Kirche in unserer Gesellschaft Realismus. Wir haben nicht mehr die Möglichkeit, alle bestehenden Kultstätten für Gottesdienste und pastorale Aktivitäten beizubehalten.

 

Dieses Plädoyer für Realismus hindert uns jedoch nicht daran, bei bestimmten Entscheidungen und Entscheidungen sehr vorsichtig zu sein. Man sollte die vielfältige Bedeutung des Kirchengebäudes nicht aus den Augen verlieren. Wenn die pastorale Landschaft neu gezeichnet wird, kommt es häufig vor, dass in jeder Gemeinde der pastoralen Einheit oder Zone die Eucharistie nicht mehr gefeiert wird oder ein Gebetsgottesdienst abgehalten wird. Aber auch das ist kein ausreichender Grund, diese Kirchen zu schließen, geschweige denn sich vom Gottesdienst zurückzuziehen. Natürlich muss dies in bestimmten Fällen passieren. Aber nicht per definitionem. Berücksichtigt werden auch die anderen Feierlichkeiten und sonstigen pastoralen Möglichkeiten des Gebäudes, sein Platz innerhalb der pastoralen Einheit oder Zone und die soziale Bedeutung des Gebäudes.

 

Immerhin bleibt das Gebäude ein sichtbares Zeichen der Präsenz der Kirche und des Glaubens an die Gesellschaft.

Nur die Zentralkirchen einer pastoralen Einheit oder Zone oder nur die Kirchen, in denen am Sonntag oder am Wochenende gefeiert wird, würden unsere Infrastruktur drastisch abbauen. Dies wird unwiderrufliche Konsequenzen für die Kirche selbst haben, aber auch für unsere gesellschaftliche Relevanz und Präsenz in der Gesellschaft.

 

Offene Kirchen: ein pastorales Projekt

 

Wenn wir eine Kirche führen, muss diese Kirche offen und zugänglich sein. Kirchen, die die ganze Woche geschlossen sind oder die nur für Gottesdienste geöffnet sind, sind kein gutes Signal. Sehr oft geschieht dies aus Sicherheitsgründen. Verständlich, aber das ist vielleicht nicht der einzige Grund, und es ist an sich kein ausreichender Grund, die Kirche geschlossen zu halten. Es lohnt sich zu versuchen, die Menschen zu mobilisieren und zu befähigen, ihr Kirchengebäude zu bestimmten Tageszeiten offen zu halten. Man kann sicherstellen, dass jemand anwesend ist, dass einige Informationen gegeben werden und dass angepasste Musik auch im Hintergrund zu hören ist. Alle kleinen Zeichen, um auszudrücken, dass Menschen willkommen sind. Die Bedeutung offener Kirchen ist nicht zu unterschätzen. Es ist ein vollwertiges pastorales Projekt, das als solches jede Wertschätzung und Unterstützung verdient.

 

Ohne viele Worte versteht es sich, dass die Kirche ein offenes und gastfreundliches Zuhause ist, in dem jeder willkommen ist

Kommentar verfassen