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Wüstenrot Stiftung (Hrsg.): Kirchengebäude und ihre Zukunft, Sanierung – Umbau – Umnutzung, Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg 2017, gebunden, 263 Seiten, ISBN: 978-3-933249-37-1, erhältlich auf Anfrage: https://www.wuestenrot-stiftung.de/kirchengebaeude-und-ihre-zukunft-2/
Das Buch geht auf den Wettbewerb zurück, der von der Wüstenrot Stiftung durchgeführt wurde. Durch die prämierte und dotierte Auswahl wurden Kriterien der Kirchenumnutzung präsentiert und die unterschiedlichen Alternativen differenziert. Die Publikation zeigt Projekte, die in die engere Wahl gekommen sind und ebenso jene, die prämiert oder gezielt bewertet worden sind.
Der erste Teil des reich bebilderten Buches führt in die grundsätzlichen Fragen ein, nennt allgemeine, auch schon ältere Projekte und greift exemplarisch einige der im zweiten Teil vorgestellten Kirchenumnutzungen auf.
Zunächst ist ersteinmal festzustellen, dass die Umnutzung eines Kirchengebäudes nicht grundsätzlich eine Abkehr von der kirchlichen oder religiösen Bestimmung bedeuten muss. Stefan Krämer stellt in seinem einleitenden Aufsatz dar, dass es vor einer Umnutzung nicht unüblich ist, dass Kirchengebäude längere Zeit ungenutzt leer stehen. Vermutlich muss erst so eine Art Moratorium eintreten, um sich auf die Umorientierung in der Nutzung des Kirchengebäudes einzulassen.
Es ist in der Landschaft der Volkskirchen selbst schon eine Vielzahl von alternativen Sondernutzungen möglich, wenn man erst bereit ist, das Kirchengebäude umzubauen oder umzugestalten. Näher liegt es, zunächst die Kirchen in zentraler Lage in Citykirchen oder in anderer Lage auch in karitative Einrichtungen umzugestalten. Auch die Weitervermittlung an eine andere Glaubensgemeinschaft wäre denkbar.
Kerstin Wittmann-Englert stellt in ihrem Beitrag die allgemeine Bedeutung von Kirchengebäuden dar, die als architektonische Vorgaben auch bei einer Umnutzung prägend bleiben. Verallgemeinernd könnte man sagen, dass sich Kirchen als Gebäude darstellen und eignen, die der menschlichen Begegnung dienen.
Ein ähnlicher Aspekt ist die Bedeutung von Kunst für die Kirchenumgestaltung. Bei der Mitarbeit von profanen Künstlern kann es Thomas Erne zufolge zu einer Aufwertung kommen, die eine gewöhnliche Kirche zusätzlich als Kunstprojekt bekannt macht. Die durch ihren Kunstcharakter aufgewertete Kirche wird eventuell gerade deshalb zu einer Anlaufstelle oder einer touristischen Sehenswürdigkeit. Ein herausragendes Beispiel ist Neugestaltung der Kirche in Kehl-Goldscheuer durch den Künstler Stefan Strumbel. Es ist eine Kirche aus den sechziger Jahren, die schon zum Abriss freigegeben war. Das Projekt Kehl-Goldscheuer ist unter den Preisträgern und wird im zweiten Teil des Buches vorgestellt (S. 138 – 145).
Albert Gerhards hebt die Bedeutung der Raum-Erfahrung in Kirchen hervor. Es handelt sich um „Hybridräume der Transzendenz“, „kritische Räume“ in Form der Zuschreibung von Bedeutung und „Kirche als Schwellenraum“, die ein „Symbol der Gastfreundschaft“ ist. Diese kurzen Notizen sollen zunächst genügen, um die Bedeutung des Wettbewerbs und die Zielsetzung von Kirchenumnutzungen darzustellen. Als Fazit der Auswahl ist, dass vor der regelrechten Umnutzung bis hin zur kommerziellen Säkularisierung die Überlegung der kirchlichen Nutzungserweiterung oder der Neugestaltung, Sanierung und baulicher Umgestaltung stehen sollte, wie die Integration eines Gemeindehauses, einer Kindertagesstätte, einer caritativen Einrichtung, eines Jugendzentrums oder der Jugendkirche mit und oder zusätzlichen Wohn- und Verwaltungsräumen, evtl. unter Beibehaltung eines verkleinerten Gottesdienstraums.
Bei der Umnutzung ist die Form der Grabeskirche (Urnenfriedhof) schon recht weiter verbreitet (Dortmund (Liebfrauen, S. 220), Kolumbariumskirche in Osnabrück (Preisträger, S. 116), Grabeskirche in Aachen (S. 168). Auch die Einrichtung eines Restaurants (St. Bernardus, Oberhausen, S. 196) kommt immer mal wieder vor. In Berlin ist eine Kirche zur Galerie geworden, in Nürnberg zu einer Turnhalle. Insgesamt schein bei der Auswahl der Kirchen dieses Wettbewerbs die regelrechten Nutzungsveränderungen die zweite Wahl zu sein, da die Gestalt des Sakralen auch jede Nachnutzung weiter prägt. Der Wettbewerb zeigt ebenso viele interessante Varianten, die mit einer phantasievollen und architektonisch professionellen Umgestaltung verbunden sind. Das Projekt des hier präsentierten Wettbewerbs regt dazu an, die Idee einer Kirchenumnutzung mit einer offenen Ausschreibung zu beginnen, um die Kompetenz der Architektur abrufen zu können.
Wenn es rechtzeitig geplant wird ist es einfacher. Siehe nur in Meiningsen, mit welche Arroganz dort die Besucher bestimmen was mit der Kirche passieren sollte. Nicht nur die Glaubensbrüder der Kath. Kirche haben Personalprobleme und legen die Gemeinden zusammen. Von der Distanz her liegt Meiningsen och sehr nahe an Soest und müßte es möglich sein die Petri/ Pauli zu besuchen oder der Gemeinde Bus müßte aktiviert werden.
Das Problem sehe ich auch. Aber was Kirchenumnutzungen angeht sind so kleine Kirchen nicht einfach zu vermarkten, wenn man nicht gerade einen kleinen Urnenfriedhof daraus machen will. Die Gemeinde hat ein berechtigtes Interesse an der alten Dorfkirche. Ich möchte anregen, die Varianten mal durchzuspielen, und das könnte auch noch andere Dorfkirchen betreffen. Strukturreformen lösen nur eine Hälfte des Problems.